Rikschafahrten

Wo Oma wie die Queen winkt und Kinder ihre Beine baumeln lassen!

Eine kleine Geschichte...


„Was is’n das?“ fragt das Kind seine Mutter. Es läutet! „Schaut aus wie ein fahrender bunter Strandkorb und wie er näher kommt!“ Ein freundlicher Mensch winkt- kein Wackeldackel! Die Hupe hupt, und dann:

„Hereinspaziert, einsteigen und Los!“ mit freundlicher Stimme fordert der Rikschafahrer, Sebastian Böhlau, seine Gäste. „Was macht Knecht ohne Herrschaften?“ Eine Leerfahrt bleibt ‘ne Leerfahrt aber das ist nicht seine Absicht. Es geht darum, Menschen aus einem Alltag zu entführen und auch wenn kein Meer da ist, in den Strandkorb zu bekommen. Einfach mal abspannen; die Kleinen lassen die Beine baumeln, die Großen können sich zurücklehnen. Ältere Herrschafften werden schauffiert, andere bekommen etwas gebracht..

Sebastian tretet, an Gewässern vorbei, zwischen Häusern hindurch, ins Grüne, immer mit lockerer Stimme und Charme. Es gibt viel zu erzählen und noch mehr an Werten zu erfahren, er tritt weiter rein! Ob im Lene-Voigt-Park, Abtnaundorfer Wäldchen, Clara-Zetkin-Park, Stadtfesten oder Privatveranstaltungen zählt er zu den gern gesehenen Gästen. Er fühlt sich wohl, das sieht man! Obwohl man meinen könnte, er sei auf der Flucht.. „Ich brauch‘ so ein Ding, wo man Nummern abreißt, weil ich manchmal durcheinander komme! Würde gern alle gemeinsam fahren oder eine Bank haben, auf der meine Gäste sitzend, quatschend auf mich warten; dann weiß ich genau, wer der Nächste ist!“ Ein Rastloser also!

Nach einer halben Stunde auf einer Lichtung nach stadthistorischen Geschichten und privaten Erlebnissen, queitschen die Bremsen. Das Abendrot ist angebrochen. „So, darf ich Sie bitten, kurz aufzustehen?“ „Ist das ein Geheimfach?“, fragen die Gäste. „Nein, meine kleine Schatztruhe!“ Sebastian zückt eine Decke und zwei Gläser Prosecco, stellt eine Kerze auf: „Wir sehen uns später, ruft an!“ und weg ist er.

Der Abend ist reif, Claudi und Chris wählen die Nummer ihres Freundes. Fünfzehn Minuten später hören sie Musik untermalt von dem Klingeln der bekannten Rikscha. Doch was ist das! Sie leuchtet hell erstrahlt! Fertig gemacht für die Nacht sammelt Sebastian umgeben von leuchtenden LED-Lichtern seine Touristen wieder ein. „Was wollt ihr machen?“ „Wir sind das erste mal in Leipzig – keine Ahnung! Fahr einfach, Sebastian – fahr, wir vertrauen dir!“

Vom Süden geht es durch Szeneviertel, an bunten Bildern auf Fassaden vorbei, Läden, Bars und Clubs entlang, ab in die Stadt. Eine Runde durch Passagen verführt die Menschen durch Traditionen. „Ich möchte diese erhalten und überlege, eine Laufrikscha zu bauen!“ Nach einem Blick auf sein Telefon hat er neue Tipps „Ich wurde eingeladen zu einer Party!“ Die Rikscha fährt mit den Turteltäubchen im Gespann durch die Nacht. „Man kennt sich halt und das ist schön so! Leipzig ist und bleibt familiär!“

Er hat ein paar Deals gemacht mit anderen Freigeistern, diese fahren sie besuchen. Auf der zweiten Lichtung des Abends spürt man Bass – Sebastian macht seine Musik aus, die Batterie schwächelt. Er weiß eigentlich immer, wie er wohin kommt. Nun heißt es: Energie tanken. Er tanzt sich mit der Rikscha durchs Publikum, welches wild feiert. Hinter dem DJ steht ein Haltestellenschild, die Rikschahaltestelle! Sebastian verteilt Gutscheine und Knüppelteig. „Angenehme Nacht euch!“

Und schon ist er wieder verschwunden...